Apple muss etwas aus dem Hut zaubern

26. Mai 2016. Die Technologie-Aktien sind die Popstars an der Wallstreet. Bei der Präsentation der Quartalsberichte treten Apple, Amazon, Facebook, Netflix und Co. vor den Vorhang. Laut Anders Tandberg-Johansen, Technologie-Experte von DNB Asset Management, fiel der Leistungsausweis gemischt aus. Investoren wurden Lichtblicke und Enttäuschungen geboten. Apple hat ein nachhaltiges Innovations-Problem, bei Netflix sind die Marktanteile und Margen gefährdet. Während Microsoft wie gewöhnlich polarisiert, ist Googles-Wachstumstory selbst von den Regulierungsbehörden nicht zu stoppen.

Die Berichtsaison in den USA geht dem Ende zu. Die Hürden, über die Unternehmen springen mussten, wurden ein gutes Stück tiefer gelegt. Weil die globale Konjunktur schwächelt, haben Analysten die Gewinnschätzungen für US-Unternehmen im Schnitt um 15 Prozent nach unten geschraubt – so stark wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Besonders genau beobachten Fondsmanager den Zahlenreigen. Anders Tandberg-Johansen, Global Head Technology und Fondsmanager des 2,4 Milliarden Euro großen DNB Technologie-Portfolios gibt einen Einblick in sein wachstumsstarkes Universum und einen Überblick über die Berichtssaison.

„Im Großen und Ganzen waren die Ergebnisse im ersten Quartal auf der schwachen Seite, mit einigen Ausreißern nach oben“, sagt Tandberg-Johansen. Zu diesen Ausreißern gehört VMware. Die Aktie des auf Server-Virtualisierung spezialisierten Softwarekonzerns schoss nach der Ergebnispräsentation um knapp 14 Prozent nach oben. „Die Erwartungen waren niedrig, die Zahlen solide“, sagt Tandberg-Johansen. Der DNB Technology-Fonds hat die Position in VMware nach einer Recherchereise ins Sillicon Valley zuletzt erhöht. VWware befindet sich zu 80 Prozent im Besitz von EMC. EMC und Dell wiederum werden nach Abschluss ihrer Fusion unter dem Namen Dell Technologies firmieren.

Microsoft polarisiert
„Insgesamt war das Bild, das die Software-Branche für das erste Quartal lieferte, gemischt“ sagt Tandberg-Johansen. Die Ergebnisse von Microsoft waren schwach, da der Markt mit einem vorteilhafteren Mix der Umsätze rechnete. Enttäuschend waren die Geschäfte im Server und Cloud-Bereich. Auch der Ausblick auf das erste Quartal war schlechter als erhofft. Die Aktie verlor mehr als 7 Prozent, soviel wie seit einem Jahr nicht. „Microsoft gehört zu den Unternehmen, die entweder sehr positiv oder sehr negativ eingeschätzt werden, so etwas gibt es selten“, sagt Tandberg Johansen. DNB hat die Fonds-Gewichtung von Microsoft auf diesem Preisniveau zuletzt leicht erhöht, bleibt aber stark untergewichtet. Nicht zuletzt sollen Aktienrückkäufe und Dividenden die Nachfrage nach den Papieren erhöhen.

Im Softwarebereich zählt die Aktie SAP zu den etablierten Wetten des DNB Technology-Fonds. Die Zahlen von SAP übertrafen die niedrigen Erwartungen und der Aktienkurs legte zu. „Der Markt geht davon aus, dass das traditionelle Geschäft bei SAP über die Klippe geht, was aber nicht passieren wird. SAP ist weiterhin sehr profitabel. Das nächste Quartal wird ein starkes werden“, weiß Tandberg-Johansen.

Apples größtes Problem
Für großes Medien-Echo sorgte wie immer Apple. Mit schwachen Quartalszahlen hat der iPhone-Hersteller einmal mehr negativ überrascht. „Der Mangel an durchschlagenden Innovationen ist Apples größtes Problem. Das könnte aber der neue Normalzustand werden. Sie müssen schon etwas aus dem Hut zaubern, wenn Sie besser als zuletzt performen wollen“, kommentiert Tandberg-Johansen. Sein Fonds bleibt stark untergewichtet.
Deutliche bessere Zahlen lieferte Apples Erzrivale Samsung. Das neue Galaxy 7 verkauft sich besser als prognostiziert. Der Ausblick auf das laufende Quartal überzeugte. „Wir sind mit der Position in Samsung zufrieden“ sagt Tandberg-Johansen.Zu den positiven Überraschungen zählte auch Facebook. Der Gewinn lag um 10 Prozent über der höchsten Analystenschätzung. „Die Ergebnisse waren sehr stark. Die Bedenken über die Nachhaltigkeit in der Online-Werbung verfliegen zunehmend“, sagt Tandberg-Johansen. Die Aktie legte zweistellig zu.

Mit einem Mix aus guten Zahlen für das Erstquartal und einer zurückhaltende Prognose ging Amazon in den Markt. „Da Amazon die Ausgaben mehr oder weniger per Knopfdruck an- oder ausschalten kann, ist es schwierig Prognosen für die Zukunft zu stellen“, sagt Tandberg-Johansen. Hoch sind die Margen im Web Service-Geschäft. Amazon zählt zu einem führenden Anbieter im Cloud-Geschäft. Noch gibt es in diesem Feld hohe Gewinnspannen. Doch laut den DNB Experten besteht die Gefahr, dass es zu einer sogenannten „Commoditization“ kommt, die Dienstleistung also zu einer Art Massenware degeneriert und sich die Gewinnmargen aufösen.

Alphabet bleibt auf der Überholspur
Zu einem von Amazons Rivalen im Cloud-Geschäft entwickelt sich Google. Der in Alphabet umbenannte Suchmaschinengigant hat für das Erstquartal Zahlen geliefert, die trotz imposanter Wachstumsraten einen Tick unter den Erwartungen lagen. „Das bedeutet nicht viel. Die Wachstumsstory ist auf hohem Niveau durchaus intakt, die Aktie vernünftig bewertet“, sagt Tandberg-Johansen. Selbst die Bedrohung durch Regulierungsbehörden ist laut DNB für den Tech-Giganten nicht hoch. „Das Unternehmen bewegt sich sehr schnell. Kommt ein Gericht zu einer Entscheidung, hat sich das Geschäft schon weiter entwickelt. Google ist schwer zu fassen“, sagt Tandberg-Johansen. Zudem seien die meisten Dienstleistungen gratis, was eine Regulierung ohnehin schwer mache.

Netflix verbrennt Millionen
Gerade noch Börsenstar, scheint der Ruhm von Netflix in Gefahr. Der Online-Filmverleih enttäuschte mit seinem Ausblick. Tandberg-Johansen: „Man sieht wie sich die Wachstumsraten verlangsamen, das ist Besorgnis erregend.“ Rivalisierende Angebote wie Amazon Prime oder YouTube Red machen Netflix Marktanteile streitig. Laut Einschätzung von Experten wird das Unternehmen zusätzlich durch steigende Kosten für die Produktion und den Einkauf des Film- und Serienangebotes getroffen.

Der Technologiesektor bleibt also wie gewohnt in Bewegung. Mit dem marktneutralen DNB TMT Absolute Return-Fonds nutzt das DNB-Team die Möglichkeit, auch auf fallende Kurse zu setzen, um beispielsweise den Übergang von Offline- zu Online-Medien auch auf der Short-Seite spielen zu können. Der Fonds strebt langfristig eine positive absolute Rendite unabhängig von den Marktbedingungen an, indem er nicht nur Long- sondern auch Short-Positionen eingeht.

Wenig optimistisch ist DNB nämlich für den konventionellen Medienbereich. „Bei Bezahlsendern sollte man steigende Umsätze wenigstens auf der Basis von steigenden Abonnements-Preisen  erwarten, aber diese scheinen nicht zu kommen“, sagt Tandberg-Johansen. Im US-amerikanischen Telekom-Sektor erwartet DNB ebenfalls fallende Kurse. „Die Quartalszahlen von AT&T und Verizon waren wie erwartet, aber der tiefer gehende Trend ist negativ, man verliert Marktanteile“, sagt Tandberg-Johansen.

Für teuer hält DNB auch Palo Alto Networks, einem Hersteller von Firewalls und einem der Marktführer im Bereich der IT-Security, der sich damit in guter Gesellschaft anderer Titel des angesagten Sektors befindet.

Einstiegschancen bei Onlinereisebüros
Wohler fühlt sich Tandberg-Johansen bei Online-Reisebüros. Der Fonds ist in Priceline, die Nummer eins in der westlichen Welt, und Ctrip, dem Marktführer in China, investiert. Die Aktienkurse reagieren zwar auf Nachrichten aus der Konjunktur und Terrorismus. Weil das langfristige Bild jedoch intakt ist, nützt DNB Rückschläge, um die Positionen auszubauen. „Langfristig sind wir für beide Werte sehr optimistisch“, sagt der Fondsmanager.

Das Jahr 2016 hat ruppig begonnen. Doch mit einer Performance von 0,89 Prozent hat der DNB Technology Fonds nicht nur die Benchmark um 1,80 Prozent hinter sich gelassen, sondern auch in diesem Umfeld wieder den Platz unter den besten Technologiefonds eingenommen.

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